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Partnerschaftlicher Austausch zwischen Georgien und Deutschland
Zwischen März und Mai 2022 waren im Rahmen des Werner-Keller-Stipendienprogramms zwei junge Wissenschaftlerinnen aus Kutaissi zu Gast in Weimar. Während sich Natia Dvali mit der Goethe-Rezeption bei Thomas Mann beschäftigte, ging Kristine Botchorishvili Spuren nach, die zwischen Goethes „Werther“-Roman und Patrick Süskinds „Parfüm“ aufgefunden werden können.
Natia Dvali
Wie haben Sie selbst zur deutschen Kultur gefunden, welche Einflüsse haben eine besondere Rolle gespielt?
Aus der heutigen Perspektive komme ich zur Schlussfolgerung, dass der Zusammenbruch der Sowjetunion und die modernen Herausforderungen der Globalisierung die Dringlichkeit des Fremdsprachenerwerbs in Georgien erzeugt haben. Der Vorteil der deutschen Sprache im Vergleich zu anderen Sprachen besteht darin, dass die Heimat dieser Sprache, Deutschland, viele Möglichkeiten bietet, von kostenloser Ausbildung zu profitieren, eine Promotion zu leisten und somit eine erfolgreiche Karriere aufzubauen. Parallel zu den langjährigen georgisch-deutschen kulturell-gesellschaftlichen Beziehungen ist die Beschäftigung mit der deutschen Sprache eine zusätzliche Motivation, weil es seit Ende des letzten Jahrhunderts viele partnerschaftliche Austauschprogramme zwischen Georgien und Deutschland gibt. Daher gibt es viele Chancen, die erworbene Sprache und die dazugehörige Kultur authentisch zu erleben, was besonders wichtig ist.
In meinem Fall spielte die Tatsache, dass meine Mutter Deutschlehrerin ist, eine entscheidende Rolle in meiner Liebe zur deutschen Kultur und Sprache.
Das Überschreiten der Landesgrenzen, ein neues kulturelles Umfeld beeinflussen immer die Weltanschauung des Menschen und verbreitern dessen Denkweise. Ich bin dankbar, dass sich dieser Raum vor vielen Jahren für mich als Deutschland herausgestellt hat.
Wie haben Sie das Thema für Ihre wissenschaftliche Arbeit gefunden?
Goethe als der bedeutendste deutsche Dichter, Kosmopolit, Vorbild der Demokratie, Muster des Deutschtums hat mich mit seinen Schwerpunkten Mensch, Liebe und Zukunft immer inspiriert. Meine Hinwendung zu Goethe hat mich zu Thomas Mann und seinen Werken gebracht. Als erstes habe ich seinen Essay von 1949 „Goethe und die Demokratie“ gelesen, und obwohl Thomas Mann „nichts Neues zu sagen“ hatte, habe ich damals meinen Forschungsgegenstand entdeckt: In seiner Essayistik, welche kaum weniger umfangreich als sein fiktionales Werk ist, lässt sich die Transformation seiner Goethe-Rezeption nachvollziehen, wird Goethes umfassende Bedeutung und sein Einfluss auf Thomas Mann seit den „Betrachtungen eines Unpolitischen“ sichtbar.
Was wussten Sie von Weimar, bevor Sie die Stadt kennengelernt haben? Was wussten Sie über die Goethe-Gesellschaft?
Auf diese Frage klingt meine Antwort ganz banal, dass Weimar mir als Goethe- und Schiller-Stadt bewusst war, in welcher im Alltagsleben akademische Einflüsse wirksam sind. Von der Weimarer Republik kannte ich einige historische Narrative. Davon ausgehend, dass die Akaki-Zereteli-Universität in Kutaissi bereits lange mit der Goethe-Gesellschaft in Weimar e. V kooperiert, wusste ich schon, dass die Goethe-Gesellschaft weltweit die deutschlernenden Ausländer im akademischen Kontext unterstützt.
Wie beurteilen Sie den Verlauf Ihrer Studien in Weimar; gibt es Wünsche, bei deren Erfüllung die Goethe-Gesellschaft helfen kann?
Die Forschungszeit in Weimar ist eine große Herausforderung für meine berufliche und persönliche Entwicklung. Ohne die vorhandene wissenschaftliche Literatur wäre es sehr schwer, meine Magisterarbeit auszuarbeiten. Ich habe es immer besonders geliebt, in der Bibliothek zu arbeiten, aber die Herzogin Anna Amalia Bibliothek bietet die komfortabelsten Möglichkeiten an, die ich jemals erlebt hatte.
Einzeln möchte ich die freundliche, sachliche und auf die Forschung orientierte Beratung von Herrn Professor Golz erwähnen sowie die konkrete Empfehlung von Herrn Professor Matuschek bezüglich Online-Bibliotheken.
Die Atmosphäre und Hilfsbereitschaft, die in der Goethe-Gesellschaft herrscht, ist von großer Bedeutung.
Wie ist Ihr aktueller Eindruck von Deutschland allgemein, ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen, im guten wie im weniger guten Sinne?
Das Leben sowie das Studium in Deutschland assoziieren sich für mich mit Freiheit, Unabhängigkeit, Stabilität und Progress. Dass Deutschland heute eins der wichtigsten entwickelten Länder ist, liegt nach meinem Erachten unter anderem an seinem hochqualifizierten Bildungssystem. Und ich bin sehr froh, dass ich die Ehre und das Glück habe, ein Mitglied bzw. Stipendiatin der Goethe-Gesellschaft in Weimar zu sein.
Kristine Botchorishvili
Wie haben Sie selbst zur deutschen Kultur gefunden, welche Einflüsse haben eine besondere Rolle gespielt?
Ich habe angefangen, Deutsch an der Universität zu studieren. Während meines Studiums habe ich die deutsche Kultur und Literatur kennengelernt und war auch mehrmals in Deutschland gewesen. Erst danach habe ich mich entschieden, die deutsche Sprache und Literatur näher zu entdecken und eine Masterarbeit zu schreiben. Die deutsche Kultur ist umfangreich. Die Menschen selbst, die Sprache und die Traditionen machen die deutsche Kultur einzigartig. Seit meiner Kindheit gehört der deutsche Komponist und Pianist Ludwig van Beethoven zu meinen Favoriten. Seine Klaviersonate Nr. 14 op. 27 Nr. 2 in cis-Moll, Mondscheinsonate (Moonlight Sonata), ist mein Lieblingsstück, die ich immer höre, wenn ich mich ausruhen möchte. Besonders gefreut habe ich mich, als ich vor kurzem Gelegenheit hatte, sein Geburtshaus in Bonn zu besuchen. Schon am Hauptbahnhof kann man ein Begrüßungsschild sehen: Willkommen in der deutschen Stadt der Vereinten Nationen und der Geburtsstadt Ludwig van Beethovens. Ich fand die deutsche Kultur (Literatur, Philosophie, Musik, Architektur, Kunst) vielfältig und besonders interessant.
Wie haben Sie das Thema für Ihre wissenschaftliche Arbeit gefunden?
Ich hatte mich während meines Studiums mit Goethes „Werther“ und Süskinds „Das Parfüm“ beschäftigt. Ich fand die beiden Werke besonders interessant und beschloss, sie möglicherweise zu vergleichen. Ich habe mir die Fragen gestellt und werde versuchen, sie in meiner Masterarbeit zu beantworten.
Was wussten Sie von Weimar, bevor Sie die Stadt kennengelernt haben? Was wussten Sie über die Goethe-Gesellschaft?
Ich habe Weimar erst im Jahr 2019 besucht und die Stadt hat mich wirklich begeistert. Es ist eine kleine und ruhige Kulturhauptstadt Europas, die sich besonders gut für wissenschaftliche Arbeit eignet. Von der Goethe-Gesellschaft selbst habe ich erst durch meine Universität mit Hilfe von Frau Prof. Kakauridze und Frau Prof. Gagnidze erfahren. Dort wurde mir mitgeteilt, dass die Goethe-Gesellschaft dreimonatige Forschungsaufenthalte für Studierende (die sich für Goethe interessieren) wissenschaftlich begleitet.
Wie beurteilen Sie den Verlauf Ihrer Studien in Weimar; gibt es Wünsche, bei deren Erfüllung die Goethe-Gesellschaft helfen kann?
Ich kann meinen dreimonatigen Aufenthalt in Weimar als erfolgreich beurteilen. Das war eine sehr gute Gelegenheit, mich auf meine akademische Abschlussarbeit vorzubereiten. In Weimar hatte ich die Möglichkeit, täglich die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu besuchen und sowohl vor Ort als auch von zu Hause aus zu arbeiten. Das erste, was mir gefallen hat, war die Architektur der Bibliothek. Gemütlich eingerichtete Lesesäle, umfangreiche Sekundärliteratur und freundliches und hilfsbereites Personal, mehr braucht es meiner Meinung nach nicht zum wissenschaftlichen Arbeiten. Das Goethe- und Schiller-Archiv und Online-Datenbanken zur Bibliografie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft standen mir ebenfalls zur Verfügung. Während meines Aufenthaltes in Weimar konnte ich auch (mit meiner Mitgliedskarte) alle Museen kostenlos besuchen, die Stadt entdecken, interessante Bücher lesen und mich sowohl wissenschaftlich als auch sprachlich weiterentwickeln. Im Ganzen haben die Goethe-Gesellschaft und die Stadt Weimar alle meine Wünsche erfüllt.
Wie ist Ihr aktueller Eindruck von Deutschland allgemein, ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen, im guten wie im weniger guten Sinne?
Dieser Besuch war nicht mein erster Besuch in Deutschland, sondern in diesem Fall nur mit einem anderen und besonderen Zweck. Hier in Weimar habe ich mich intensiv mit der wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt. Ich habe immer einen positiven Eindruck von Deutschland, ich fühle mich hier wohl. Die Zeit in Weimar wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ich habe viele interessante Menschen kennengelernt und viel Neues von ihnen entdeckt. Was mir besonders aufgefallen ist, ist das Wetter im Frühling, das mich wirklich gut begleitet hat. Ich schätze deutsches Essen sehr und werde die Thüringer Bratwurst sehr vermissen. Abschließend möchte ich mich bei der Goethe-Gesellschaft für die großartige Möglichkeit, die ständige Unterstützung und die freundschaftliche Beziehung bedanken.