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Goethe weltweit, Interview

Fragebogen: Tamari Somkhishvili


Von Januar bis März war Tamari Somkhishvili von der Universität Kutaissi als Werner-Keller-Stipendiatin zu Gast in Weimar. Über ihre Zeit hier und ihre Arbeit zur Stilistik von Goethes Novelle „Die wunderlichen Nachbarskinder“ berichtet sie in unserem Fragebogen.

Wie haben Sie selbst zur deutschen Kultur gefunden, welche Einflüsse haben eine besondere Rolle gespielt?

Deutschland hat eine sehr reiche Kultur, und zwar Kunst (Musik, Literatur, Architektur usw.), interessante Geschichte und eigenartige Bräuche. Deutsche sind sehr diszipliniert, gesetzestreu und legen Wert auf Regeln. Deutsche sind tendenziell zurückhaltender und förmlicher als Menschen aus anderen Ländern. Die Deutschen achten besonders auf die Umwelt. Sie versuchen, Bioprodukte zu konsumieren, und sortieren ihren Müll in verschiedene Tonnen. Sie recyceln fast alles, das möglich ist: Papier, Plastik, Glas, Kleidung usw. Während meines Aufenthaltes in Weimar hat mich das Recycling stark beeinflusst, so dass ich mir nicht vorstellen kann, alles zusammen in eine Tonne zu werfen.

Wie haben Sie das Thema für Ihre wissenschaftliche Arbeit gefunden?

An der Universität habe ich Literatur und Linguistik zu gleichen Teilen studiert. In der Literatur habe ich mich intensiv mit Goethes Werken, darunter auch mit dem Roman „Die Wahlverwandtschaften“ beschäftigt. Die Novelle „Die wunderlichen Nachbarskinder“ findet sich im zehnten Kapitel des zweiten Teils dieses Romans. Einerseits kann sie als eine selbstständige Erzählung gelesen werden. Andererseits beweist die Tatsache, dass diese Novelle kurz vor der Krise des Geschehens im Roman plaziert ist, ihre Wichtigkeit für die Gesamtkomposition. Da ich mich auch für Linguistik, vor allem Stilistik, interessiere, beschloss ich die obenerwähnte Novelle aus stilistischer Sicht zu analysieren, deshalb habe ich dieses Thema meiner betreuenden Dozentin als Thema für meine Magisterarbeit vorgeschlagen.

Was wussten Sie von Weimar, bevor Sie die Stadt kennengelernt haben? Was wissen Sie über die Goethe-Gesellschaft?

Ich wusste, dass der große Schriftsteller Goethe in Weimar lebte. Bevor ich nach Weimar kam, habe ich im Internet nach Informationen über diese erstaunliche Stadt gesucht. Ich habe mir viele Videos über Weimar auf YouTube angesehen und auch viele Artikel darüber gelesen. Ich habe herausgefunden, dass es in Weimar viele Museen gibt, fast an jeder Ecke trifft man auf wichtige historische Orte und Museen, die einen an die vergangenen Jahrhunderte erinnern. Man fühlt sich wie ein Teil der Geschichte und man lernt den Geist vergangener Jahrhunderte kennen. Die Goethe-Gesellschaft ist eine literarische und wissenschaftliche Organisation zur Erforschung des literarischen Schaffens des deutschen Dichters und Schriftstellers Johann Wolfgang von Goethe. Sie wurde 1885 von Carl Alexander, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, in Weimar (wo er lebte) gegründet. Sie gibt eine periodisch erscheinende Publikation heraus, das Goethe-Jahrbuch. Die Goethe-Gesellschaft hat viele Mitglieder aus verschiedenen Ländern der ganzen Welt. Der derzeitige Präsident der Goethe-Gesellschaft ist Prof. Dr. Stefan Matuschek.

Wie beurteilen Sie den Verlauf Ihrer Studien in Weimar; gibt es Wünsche, bei deren Erfüllung die Goethe-Gesellschaft helfen kann?

Ich freue mich sehr, in Weimar arbeiten zu können. Die Möglichkeit, in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu recherchieren, hat mir sehr geholfen, den Zugang zu den literarischen Quellen zu erhalten, die es in georgischen Bibliotheken nicht gibt. Darüber hinaus hat mir dieses Stipendium die Möglichkeit gegeben, die Deutschen und ihre Kultur näher kennenzulernen. Ich bedanke mich herzlich bei der Goethe-Gesellschaft für diese traumhafte Möglichkeit!

Wie ist Ihr aktueller Eindruck von Deutschland allgemein, ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen, im guten wie im weniger guten Sinne?

Deutschland ist ein sehr schönes und sehr sicheres Land. Trotz des Stereotyps, dass die Deutschen kalt und ernst sind, war fast jeder Deutsche, mit dem ich bisher zu tun hatte, sehr nett. Was mir aufgefallen ist, dass die Deutschen sehr höflich, freundlich, hilfsbereit, pünktlich, fleißig, diszipliniert, ordentlich, reiselustig und sportbegeistert sind. Das öffentliche Verkehrssystem ist sehr gut organisiert und alle Verkehrsmittel funktionieren sehr pünktlich, was das Reisen sehr komfortabel macht. Außerdem fährt jeder Autofahrer sehr langsam und ich habe noch nie einen Stau gesehen. Jeder Autofahrer lässt jedem Fußgänger oder Fahrradfahrer den Vortritt. Ich finde sehr schön, dass sonntags alles geschlossen ist. An diesem Tag kann man sich vom hektischen Alltag erholen.


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