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Goethe-Ausstellung in der Schweiz geplant
Als besonderen Höhepunkt, auch im ganz wörtlichen Sinn, erlebte Goethe den Sankt Gotthard-Pass bei seinen drei Schweizer Reisen 1775, 1779 und 1797. In „Dichtung und Wahrheit“ lässt sich sein Interesse und Verlangen nachempfinden, gleich die erste Reise weiter nach Mailand fortzusetzen, doch er begnügte sich mit einer Zeichnung: „Scheideblick nach Italien.“ Als er 1786 heimlich und unter dem Inkognito Philipp Möller wirklich ins Land seiner Sehnsüchte, „wo die Zitronen blühn“, aufbrach, wählte Goethe den Brenner, um die Alpen zu überqueren.
Weil im Juli nächsten Jahres das 225-jährige Jubiläum von Goethes dritter Schweizer Reise und auch sein Weg auf den Sankt Gotthard gefeiert wird, will das „Museum Sasso San Gottardo“ gemeinsam mit der Gemeinde Stäfa und der dortigen Lesegesellschaft – erstmals überhaupt in der Schweiz – eine Dauerausstellung über Goethes Gotthard- und Schweizer Reisen einweihen. Geplant ist, einen kleinen Bereich der technisch überholten und militärisch nicht mehr nutzbaren Alpenfestung, heute ein Museum: „Sasso da Pigna“, ein Schweizer Artilleriewerk auf dem Gotthardpass im Gemeindegebiet von Airolo im Kanton Tessin, dafür einzurichten. Die 1943 erstellten Bunkersysteme wurden 1998 als Kampfanlage aufgehoben und 2012 als Museum eröffnet. Kilometerlange Stollen und Kavernen der einst streng geheimen Gotthardfestung verbergen sich tief im Innern des Berges. Wie gut diese Anlagen getarnt waren, belegt der Blick auf das Eingangstor: Aus der Perspektive von Flugzeugen scheint es sich um einen schrundigen Felsen zu handeln. Schade ist, dass Goethe hier seinerzeit in den Tunneln keine Gesteinsproben entnehmen konnte, speziell die besonderen Felsformationen und Riesenkristalle hätten ihn gewiss begeistert.
Die künftige Ausstellung dort entsteht in enger Zusammenarbeit mit der Goethe-Gesellschaft Schweiz und deren Präsidentin Dr. Margrit Wyder und in stetigem Austausch mit der Klassik Stiftung Weimar. Man darf auf Goethes ‚Comeback‘ am Gotthard gespannt sein.
Dieser Artikel erschien zuerst im Newsletter der Goethe-Gesellschaft, Ausgabe 3/2021.