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„Wunderbare Allianz“ – Sonderausstellung in Düsseldorf eröffnet

von Andreas Rumler

„Traxler zeichnet Goethe“ hat das Goethe-Museum im Schloss Jägerhof seine Ausstellung zu Goethes 275. und Hans Traxlers 95. Geburtstag überschrieben. Eingestimmt und eingeladen wird man bereits auf der Straße durch ein fast lebensgroßes Abbild von Traxlers Hand: Goethe hält in der seinen einen Fußball (die Europa-Meisterschaft lässt grüßen). Im Schloss führt dann ein „Goethe Wanderweg“ entlang an Lebens-Stationen und Werken des Dichters, so wie Traxler sie wahrnahm: nicht immer bierernst, aber stets getragen von Sympathie.

Dieses Schild, erläuterte der Direktor Professor Dr. Christof Wingertszahn in seiner Begrüßung, sei eine Leihgabe aus Frankfurt, wie fast alle Originale der Schau (aus dem Caricatura Museum), und verlas eine Grußadresse des Künstlers, der sogar mit der Goethe-Medaille für seine immer wieder liebevollen Bilder Goethes geehrt wurde. Nicht ohne Stolz habe Hans Traxler registriert, dass Tischbein diese Ehre nicht zuteilwurde, aber der habe auch weit weniger Zeichnungen Goethes hinterlassen.

Als Meister einer Kunst mit subtilem Augenzwinkern und hintergründigem Humor hat sich der Maler, Cartoonist, Illustrator und Kinderbuchautor, Mitbegründer des Satiremagazins „Titanic“ und führende Kopf der „Neuen Frankfurter Schule“ einen Namen gemacht. Bei dem Rundgang erweist er sich als aufmerksamer und belesener Goethe-Kenner. Seit mehr als sechs Jahrzehnten bringt er den Weimarer Klassiker in Büchern und Cartoons auf sympathische Weise zu Papier und erkundet mit dem Zeichenstift bisher unbekannte Seiten. Er porträtierte den Schabernack treibenden Autor in Rom genauso wie den Meister im Garten, am Computer oder bei der Morgengymnastik.
Kuratiert hat diese Sonderausstellung wie schon andere erfolgreiche Publikums-Magnete im Haus (wie etwa über Günter Ueckers Glaskunst in der Tradition Goethes, dessen Begegnung mit Karl Philipp Moritz in Rom, die reichhaltige eigene Privatsammlung Anton Kippenbergs zu Goethe oder Justin Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden“) wieder Dr. Barbara Steingießer.

Detailliert führte sie aus, was die beiden Wort- und Bild-Künstler verbinde und wodurch sich Hans Traxlers feiner, durchaus zarter, pointierter und schwungvoll-genialer Pinsel- und Federstrich auszeichne: leicht und heiter bringt er Goethes Weltsicht und Themen dem Betrachter nahe.

Als Zeugen zitierte sie Traxlers Frankfurter Kollegen F. W. Bernstein: „Hans zeichnet einfach deutlich und deutlich einfach,“ schrieb der anerkennend. Und Traxler selbst erläutert: „Meine Arbeit soll möglichst zeitlos sein, und das erreicht man am besten, wenn man realistisch bleibt. Dadurch bekommen die Zeichnungen ein stabileres Fundament. Stilisierungen nutzen sich im Vergleich dazu schnell ab.“ Für Dr. Barbara Steingießer ist Traxlers Werk deshalb auch nach Goethes Verständnis von Zeitlosigkeit „im eigentlichen Sinne klassisch d. h. für jetzt und für alle Zeit vollkommen gültig.“

Sie verstehe es, „wunderbare Allianzen“ zu stiften zwischen Goethe und Künstlern in seiner Tradition, hob Dr. Anne-José Paulsen im Namen des Kuratoriums der Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung hervor und betonte, dass diese private Einrichtung als Träger des Museums die Arbeit möglich mache. Deren Basis ist die von Anton Kippenberg zusammengetragene und Düsseldorf anvertraute bedeutende Sammlung von Handschriften, Erstdrucken und anderen bibliophilen Raritäten sowie Bildern. Da Goethe ja fast nebenan in Pempelfort mehrfach bei Familie Jacobi zu Gast war und besonders mit „Fritz“ – dem Philosophen, Wirtschaftsreformer, Kaufmann und Schriftsteller Friedrich Heinrich Jacobi – in engem, wenn auch nicht immer einvernehmlichem Austausch stand, kann Düsseldorf stolz darauf sein, sich dank der Kippenberg-Sammlung und Goethes Besuchen als einer der ganz zentralen authentischen Orte zu präsentieren, in denen sein Werk gepflegt wird.

Nun also mit den Augen Traxlers. Zur Bundesgartenschau in Frankfurt 1989 entwarf der einen mit einer Raupe plaudernden Poeten, modelliert von der Firma Goebel als anrührende Porzellan-Skulptur. Natürlich ist der „Erlkönig“ vertreten und bei anderen Zeichnungen fühlt man sich an die „Venezianischen Epigramme“ und „Römischen Elegien“ erinnert. Besonderen Anklang fand im Gartensaal des Museums ein Zyklus über Goethe als (lebensgroß) dribbelnden Ballkünstler mit Fallrückzieher mit dem runden Leder entlang der Wände, den der auch lebensgroße alte Herr in Pappmaché zu goutieren schien. Ein buntes Düsseldorfer Goethe-Allerlei, amüsant anzusehen, noch bis zum 1. September 2024 sollte man sich dieses Vergnügen gönnen. Zumindest für einige Wochen ist hier Düsseldorf wieder um eine Attraktion reicher. Aber auch die nächste „wunderbare Allianz“ wird im Schloss Jägerhof gewiss nicht lange auf sich warten lassen.


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