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Keine Schweine auf Goethes Parkett –
100 Jahre Museum Dornburger Schlösser


„Die Nachricht hat allgemein Beifall gefunden.“ – Mit diesen Worten begrüßte 1922 die Schriftstellerin Sophie Hoechstetter die Entscheidung des neu gegründeten Landes Thüringen, den Dornburger Schlössern eine museale Zukunft zu geben. Die Goethe-Gesellschaft übernahm die Anlage und prägte diese über Jahrzehnte bis 1954 entscheidend. Nach 100 Jahren Museumsgeschichte ist es nun Zeit zurückzublicken, zu feiern und vorauszuschauen. Vorträge mit neuesten Forschungsergebnissen zur wechselvollen Geschichte, eine öffentliche Kaffeetafel mit Geburtstagstorten und eine musikalische Würdigung des berühmten Dornburger Gastes Goethe stehen auf dem Programm des Jubiläumstags am 14. Mai. Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten lädt herzlich ein, auf dem „Balkon Thüringens“ mitzufeiern.

1828 – der Dichter und Universalgelehrte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) macht Dornburg an der Saale zu seinem persönlichen Wallfahrtsort. Nachdem sein Landesherr und Freund Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenbach (1757-1828) verstorben war, fand Goethe in seiner „Blüten- und Felsenburg“, den Dornburger Schlössern, die nötige Kontemplation zur Trauer und zu neuer schöpferischer Kraft. Dieser Sommeraufenthalt von rund zehn Wochen wirkt bis heute folgenreich nach.

Nach dem Ende der Monarchie 1918 gingen das Renaissance- und das Rokokoschloss durch Schenkung des Großherzoglichen Hauses am 4. Oktober 1922 an die Goethe-Gesellschaft über. Diese verpflichtete sich, „den zu übernehmenden Besitz als Erinnerungsstätte zu erhalten, zu hüten und zu pflegen.“ Im Vorfeld schien es andere Überlegungen gegeben zu haben, denn die Schriftstellerin Sophie Hoechstetter kolportiert diese in einem Aufsatz in der „Gartenlaube“ 1921: „Denn es waren in Dornburg […] schon die verschiedensten Pläne gefaßt zu wirkungsvoller Sozialisierung. Familien, die sich am glücklichsten in ihrer Schlaf- und Wohnstube fühlen, versammelt mit den treuen Hühnern, den schätzenswerten Karnickeln oder mit dem geliebten Schwein, sollten das Parkett betreten, über das Goethe und Maria Paulowna wandelten […]!“

Die Goethe-Gesellschaft richtete ein Kuratorium unter dem Vorsitz von Hans Wahl (1885-1949), dem Direktor des Goethe-Nationalmuseums, ein und setzte die eingeworbenen Spenden sowie die Eintrittsgelder nutzbringend für den Erhalt und die Entwicklung der Anlage ein. Erfolgreich gelang es, beide Schlösser als Memorialorte der Goethezeit öffentlich zugänglich zu machen. Nach dem Zweiten Weltkrieg zwangen allerdings finanzielle Nöte die Gesellschaft, die Schlösser wieder in staatliche Verwaltung zu übertragen.

Am 1. September 1954 übernahmen die Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (NFG) als staatlicher Kulturträger der DDR die Dornburger Anlage. Die NFG verwirklichte zwischen 1958 und 1971 ein umfassendes Restaurierungs- und Sanierungsprogramm, das auch die Neugestaltung der Außenanlagen am Rokokoschloss umfasste. Entscheidend prägte der Generaldirektor Helmut Holtzhauer (1912-1973) die Konzepte zur Angleichung der Innen- und Umfeldgestaltung an den jeweiligen Baustil der beiden Schlösser. Nach 1990 sanierte die Nachfolgeinstitution der NFG, die heutige Klassik Stiftung Weimar, das Rokokoschloss und konzipierte dessen Präsentation neu, die seither die wichtigsten Nutzungsperioden exemplarisch zeigt.

Bereits seit 1995 befindet sich das Alte Schloss in der Obhut der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG). 2009 kamen das Rokoko- und das Renaissanceschloss hinzu. Und nun wird bald gebaut: Im November 2023 wird das Renaissanceschloss für mehrere Jahre schließen. Grund ist die Sanierung der Außenhülle im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I der STSG. Auch die Wohnräume Goethes werden dann nach 100 Jahren für einige Zeit nicht zu besichtigen sein. Bis dahin ist aber noch Zeit, am Originalschauplatz den zehn Wochen des Sommers 1828 nachzuspüren, die bis heute die Dornburger Schlösser und Gärten prägen.

Festveranstaltung Sonntag, 14. Mai – Altes Schloss Dornburg

13.30 bis 17 Uhr | Festvorträge 100 Jahre Museumsgeschichte Dornburg (z. B. Die Dornburger Schlösser – ein fürstliches Geschenk an die Goethe-Gesellschaft 1921/22 von Prof. Dr. Volker Wahl, Weimar)

15 bis 16 Uhr | öffentliche Kaffeetafel mit Kuchenbuffet

ab 18 Uhr | GOETHE – Wandrers Nacht. Eine literarisch-musikalische Reise zu Ehren des weltberühmten Gedichts von Johann Wolfgang von Goethe „Wandrers Nachtlied“

(Anmeldung unter: 036427 – 21 51 31)


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