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Goethes Begegnungen mit Kants Philosophie – Eine Spurensuche im „Faust“


Die Klassik Stiftung Weimar feiert den 300. Geburtstag des Philosophen Immanuel Kant mit einer Vortragsreihe. Am 20. Juni, 18 Uhr, spricht Ralf Gisinger aus Wien über die Einflüsse Kants auf Goethes „Faust“. Der Vortrag findet im Vodafone-Hörsaal des Studienzentrums der Herzogin Anna Amalia Bibliothek statt.

Der Vortrag begibt sich auf eine Spurensuche nach Einflüssen von Kant auf Goethe, spezifischer auf die Arbeit an dessen Opus Magnum „Faust“. War Goethes Kenntnis von Kants Philosophie zunächst durch dritte wie Herder, Jacobi und Reinhold vermittelt, so intensivierte sie sich durch Gespräche mit Schiller, um schließlich in Goethes eigener Lektüre von Kants Schriften zu münden.

Für den Nachweis eines Einflusses von Goethes Beschäftigung mit Kant auf die Gestaltung des „Faust“ steht ein eng umrissener Textkorpus im Zentrum, dessen Entstehung unmittelbar in die Zeit von Goethes Kant-Lektüre fällt. Dies sind Szenen, die Goethe in „Faust I“ (1808) nachweislich erst nach seiner Beschäftigung mit Kants Kritiken hinzufügte. Den „Faust“ auf Kantische Elemente hin zu lesen, erweist sich als aufschlussreich, insbesondere was das Ende von „Faust II“ (1831) betrifft. Faust gelingt in der Besinnung auf seine Freiheit im Sinne Kants eine Wendung zum Moralisch-Praktischen: Nicht mehr getrieben vom Streben nach irdisch-sinnlicher Glückseligkeit weist er nunmehr die Möglichkeit einer Antwort auf die Frage danach, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, zurück und akzeptiert die von Kant gezogenen Grenzen der Erkenntnis. Durch die Brille Kants gelesen, verschieben sich die Koordinaten der Wette, die Faust mit dem Teufel eingegangen war.


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