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Aktuelles, Aus dem Leben der Goethe-Gesellschaft

Goethe feiert 275. Geburtstag – die Goethe-Gesellschaften gratulieren


Bereits am Vorabend von Goethes Geburtstag lud die Goethe-Gesellschaft in Weimar in den Vortragssaal des Goethe- und Schiller-Archivs, um das neue Jahrbuch zu präsentieren – und einen neuen Herausgeber: Christian Hain, der neu ernannte Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs übernimmt die Herausgeberstelle von Helmut Heit, der als Leiter der Referats Forschung der Klassik Stiftung diese Position kommissarisch innehatte. Den Festvortrag hielt Petra Lutz, die Abteilungsleiterin des Goethe-Nationalmuseums, und stellte den aktuellen Stand rund um die Neukonzeption des Goethe-Nationalmuseums vor. Ihre Ausführungen zu den geplanten Um- und Neugestaltungen stießen bei den Zuhörerinnen und Zuhörern auf große Zustimmung.

Aber nicht nur bei der Goethe-Gesellschaft in Weimar feiert man den Geburtstag des Namengebers. Im Folgenden stellen wir einige Berichte über Feiern aus den vielen Goethe-Gesellschaften zusammen und ergänzen den Bericht fortlaufend in den kommenden Tagen:

275 Jahre Goethe – 30 Jahre Goethe-Gesellschaft in Köln e.V.

Ein fulminanter Vortrag erwartete die Gäste und Mitglieder der Goethe-Gesellschaft Köln am Vortag zu Goethes Geburtstag mit Jan Wagners Rede unter dem Titel „Ein Luftschloß auf solidem Grund“. Der Lyriker und Büchner-Preisträger Wagner schlug einen Bogen vom jungen Sprachtalent Goethe über seine stets lebendige Neugier hin zu seiner Wandlungsfähigkeit und Verwandlungsfreude: „Verwandlung war Goethes Identität“, so konstatierte Wagner,

das Adaptieren fremder Existenzen als Rollenspieler in seinen eigenen Werken (z. B. im „Werther“), als Schauspieler auf der Bühne (z. B. in „Iphigenie auf Tauris“), als Reisender unter falschen Namen (z. B. in Rom als „Johann Philipp Möller“), entstand aus seiner Neugier und ermöglichte Goethe die Weitung seines Blicks, sowohl für ihn als Autor als auch für seine Leser.

Leben in einer fremden Sprache, Leben in einem fremden Land, Leben als jemand anderer, das alles förderte seine Imagination im Leben ebenso wie seinem Werk. Große Kunst, so Wagner, basiert auf Imagination, auf Einbildung. Sie hat wirklichkeitsverändernde Kraft. Wagners Fazit: wie arm ist eine Poesie, die auf Abbildung und nicht auf Einbildung gründet und vertraut.

Den Abend beschloss ein Beisammensein der über 100 Gäste. Beim Wein zeigte sich Jan Wanger offen, humorvoll und interessiert, keine Frage blieb unbeantwortet, kein Autogrammwunsch unerfüllt. Gegen 22 Uhr ging eine würdige und begeisternde Geburtstagsfeier im Kölner FORUM der Volkshochschule zu Ende. (Text: Petra Schwarze)

Goethe-Lerche zum Geburtstag in Leipzig

Auf Anregung des Vorstands der Leipziger Goethe-Gesellschaft hat der Bäcker- und Konditormeister Jürgen Kleinert eine „Goethe-Lerche“ kreiert. Sie erweitert seine Palette des gefüllten Mürbteiggebäcks, das von Leipziger Konditoren seit Ende des 19. Jahrhunderts gebacken wird, um der damaligen Überjagung der Singvögel Einhalt zu gebieten. Denn seit dem 18. Jahrhundert galten die zu einer Pastete verarbeiteten Vögel als eine Delikatesse. Auch in Goethes Küche wurden sie zubereitet. Auf einem von seiner Hand geschriebenen Bestellzettel an den Pächter seines Oberroßlaer Gutes für die im Jahr 1800 zu liefernden Naturalien waren 4 Schock Lerchen aufgeführt.
Mit der neuen Leipziger „Goethe-Lerche“ soll an die prägende Wirkung erinnert werden, die die Stadt auf den jungen Goethe gehabt hat.

Die Bildung, die er in „klein Paris“ erwarb, war bei weitem umfassender als diejenige, die wohl der Student Frosch in der „Faust“-Szene „Auerbachs Keller“ meint. Bei seinen häufigen, meist dienstlichen Reisen nach Leipzig während des ersten Weimarer Jahrzehnts lernte Goethe den besonderen Charakter der Stadt noch genauer als zwischen 1765 und 1768 kennen und umriss ihn gegenüber Charlotte von Stein am 29.12.1782: „Die Leipziger sind als eine kleine moralische Republik anzusehen. Jeder steht für sich (…), kein Oberer gibt einen allgemeinen Ton an.“

Die Füllung der „Goethe-Lerche“ nimmt Bezug auf das „Mignon“-Gedicht: Die vom Mürbteig umschlossene Marzipanmasse ist mit Zitronengeschmack angereichert und mit einem Klecks Orangenmarmelade gefüllt. Verziert ist sie mit einem Medaillon aus weißer Schokolade, bedruckt mit dem Porträt des jungen Goethe. Sicher hätte die Leckerei das Wohlgefallen des Dichters gefunden. Bei einer festlichen Geburtstagsfeier wurde die „Goethe-Lerche“ erstmals präsentiert und kann fortan in den Geschäften der Bäckerei Kleinert gekauft werden. (Text und Foto: Maria-Verena Leistner)

Goethe in Filzpantoffeln in Düsseldorf

Im Rahmen der großartigen Museumslandschaft der Landeshauptstadt Düsseldorf bildet Schloss Jägerhof mit der Sammlung Kippenberg und zudem als dritte wichtige Erinnerungsstätte an Goethe und sein Werk in Deutschland ein besonderes Highlight. Immer wieder gelingt es dem Direktor Professor Dr. Christof Wingertszahn, spektakuläre Ausstellungen anzubieten und Veranstaltungen von besonderem Charme zu organisieren. So durfte man gespannt sein, was in Haus und Garten anlässlich des 275. Geburtstags geboten werden würde.

Rechtzeitig zum runden Geburtstag war die Fassade saniert, konnte man die Gerüste entfernen – mehr als nur eine nette Geste des Danks war es, auch die beteiligten Handwerker zum Festprogramm einzuladen. Freundlich gaben sie Auskunft über diffizile Fragen ihrer Arbeit. Die Feier erwies sich als Folge von Leckerbissen verschiedener Art. Zum Auftakt (und gegen Ende wieder) sorgten Wolf Doldinger & Best Friends für gediegene Musik. Robert Haas-Zens erläuterte als Fachplaner der Denkmalpflege, vor welche Hürden sich Konservatoren gestellt sehen angesichts der Aufgabe, ein Schloss zu sanieren, das bereits zu Zeiten von Goethes Besuchen nebenan bei Familie Jacobi ein paar Jahre erlebt hatte.

Axel Kahrs erläuterte das von Annäherung und nachhaltigem Zerwürfnis geprägte Verhältnis von Goethe und Klopstock an Hand seiner jüngst erschienenen Monografie „Klopstock? – Natürlich! Der Dichter, die Naturlyrik und die Grafen von Bernstorff“. Wir stellten das lesenswerte, bibliophil gestaltete Buch vor:

Fast in Vergessenheit geraten, gab Klopstock jüngeren Lyrikern wichtige Anregungen, die Natur in ihre Arbeit einzubeziehen.

Humorvoll geriet ebenfalls der Vortrag von Frau Dr. Adelheid Rasche. Sie hatte sich der mühsamen Aufgabe verschrieben, Goethes Garderobe in Italien zu untersuchen. Ein Unterfangen, dem man nur mit detektivischem Spürsinn gerecht zu werden vermag. Sie zog Goethes Rechnungsbuch heran wie auch andere recht prosaische Quellen und erläuterte zur Erheiterung der Gäste, auf welchen Forscher-Umwegen sie ermitteln konnte, dass Goethe in Rom neben edlerem Schuhwerk auch bequeme Filzpantoffel trug.

Dass die mehr als 300 Gäste sich mit vorzüglichem Wein und delikaten Suppen stärken konnten, dem runden Jubiläum des Geburtstagskindes angemessen, bekanntlich war er kein Kost- oder gar Wein-Verächter, bevor der Hausherr Professor Christof Wingertszahn und die Kuratorin zahlreicher wichtiger Ausstellungen Frau Dr. Barbara Steingießer zu Führungen durch die aktuellen Präsentationen einluden, verdankten Sie dem großzügigen Engagement privater Sponsoren.
Liebevoll war der Garten mit bunten Lampen und brennenden Teelichtern rings um den ovalen Barock-Weiher illuminiert. Eine rundum gelungene, wissenschaftlich gesättigte, kulinarisch ergiebige Festivität – allein die Tatsache, dass sie bis spät in den Abend dauerte, belegt, dass Goethe mit seinen Anhängern hätte zufrieden sein können, wie sie offenbar mit dem recht abwechslungsreichen Programm. Oder, um ihn selbst zu Wort kommen zu lassen: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;/ Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.“ (Text: Andreas Rumler, Foto: Jutta Zöllner-Rumler)

Lieder „Aus Wilhelm Meister“ in Aachen

Die Goethe-Gesellschaft in Aachen feierte am 30. August 2024 Goethes 275. Geburtstag in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Standort Aachen. Das literarisch-musikalische Programm brachte eine Auswahl aus Goethe-Liedern von Franz Schubert, Robert Schumann und Hugo Wolf. Der Ausgangspunkt des Abends war die Rubrik „Aus Wilhelm Meister“, welche Goethe für den zweiten Band der „Gedichte“ im Frühjahr 1815 erfand. Die Ausgabe erschien nicht nur bei Cotta in Tübingen, sondern auch bei einem Verleger in Wien. In dieser Ausgabe wurde erstmals das Motto: „Auch vernehmet im Gedränge/ Jener Genien Gesänge“ gedruckt.

Die Wiener Ausgabe ist in die Musikgeschichte eingegangen: Franz Schubert erwarb die Gedichtbände unmittelbar nach Erscheinen. „Glühend“ begann er als Komponist, die innere Musikalität der Goethe-Gedichte zu entdecken. Es folgte eine Reihe von Fassungen und Bearbeitungen, die verstreut veröffentlicht wurden. Daraus entwickelten die Sopranistin Valerie Haunz und der Pianist Matthias Rein eine Rekonstruktion des Goethe-Zyklus. Ausgelassen hatte Schubert die Warnung vor den „Trauertönen“ im Lied der „Philine“ aus dem Roman. Die Ergänzung fand sich bei Robert Schumann.

Er komponierte 1849 sein großes „Meister“-Werk, die Lieder und Gesänge aus dem Roman und das „Requiem für Mignon“. Am Ende des 19. Jahrhunderts war es Hugo Wolf, der die Goethe-Texte musikalisch neu interpretierte. Der anspruchsvolle Versuch, die „Gesänge“ „Aus Wilhelm Meister“ nach Goethes Motto zu interpretieren, fand die begeisterte Aufnahme des zahlreich erschienenen Publikums. (Text: Helmut Schanze, Foto: Goethe-Gesellschaft Aachen)

Goethe-Gedichte im New Yorker Sommer

Auch wenn es in New York keine Goethe Gesellschaft gibt, kam anlässlich seines Geburtstags ein kleiner Kreis von Goethe-Verehrern zusammen, um seiner zu gedenken. Schauplatz war die 1932 von der Goethe Society of America aufgestellte Goethe-Büste, die sich im Schatten der New York Public Library im Bryant Park in Manhattan befindet. Mit einigen Blumen und Gedichten erneuerte man bei 35 Grad Celsius das Gedenken an diesen deutschen Dichter. (Text und Fotos: Dennis Schäfer)

Feiern und Verhandeln in Weimar

Über die Feierlichkeiten in Weimar, die Verleihung der Goethe-Medaillen durch das Goethe-Institut und den Streit um das ehemalige Wohnhaus von Charlotte von Stein wurde ausführlich auf MDR Kultur berichtet. Den Artikel finden Sie hier:


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