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Goethe – fast privat. Cora Chilcotts CD „Wanderers Nacht“

von Andreas Rumler

Gut bekannt, gern gesehen und vor allem gern gehört als Vortragende in vielen Goethe-Gesellschaften, um dort Goethes Texte von einer Künstlerin gestaltet zu erleben, ist Cora Chilcott – als behutsame und sensible Interpretin hat sie sich nicht nur hier und mit Texten Goethes einen Namen gemacht. Außer in Ortsvereinigungen trat sie in Weimar auf sowie in den italienischen Goethe-Zentren Bologna und Verona. Aus den Erfahrungen ihrer Auftritte hat sie eine CD „komponiert“, bietet ihr Bühnenprogramm in lebendiger Form und ermöglicht so einen intensiven Zugang zu Goethes Welt, vor allem die Gelegenheit, übersehene Aspekte neu zu entdecken, wie es eben nur eine ambitionierte Schauspielerin mit ihrem Vortrag vermag.

Auf dem Umschlag nennt Cora Chilcott die von ihr mit Musik unterlegten oder vertonten Texte Goethes ein Hörspiel. Wer hier eine Handlung mit Erläuterungen erwartet, wird allerdings erleben, dass Cora Chilcott ganz auf die eindrucksvolle Sprache Goethes vertraut – zu Recht. Angeregt unter anderem von Erlebnissen verschiedener Wanderungen wie auf den Kickelhahn zur berühmten Jagdhütte ließ sie ausschließlich Goethe zu Wort kommen, gestaltete Passagen aus dem „Faust“. Eingestreut sind bekannte Gedichte wie „Wanderers Nachtlied“, „Das Heidenröslein“, der „Erlkönig“, „Das Göttliche“ oder „Rastlose Liebe“.

Die CD hat sie „Goethe – Wanderers Nacht“ genannt. Bei den Vertonungen handelt es sich um eigene Kompositionen von Cora Chilcott, aufgenommen hat sie diese und den Gesang im eigenen Studio mit eigenen Mitteln. So ist eine fast private, intime Atmosphäre entstanden, wie sie dem innigen, vertraulichen Charakter vieler dieser Lieder angemessen ist. Einen eigenen lyrischen Kosmos lassen diese uns scheinbar vertrauten und bekannten Werke wieder neu lebendig werden, wenn Cora Chilcott mit Anmut und schöner, menschlich warmer Stimme Texte wie „An den Mond“ und weitere Lieder Goethes in eigenen Vertonungen vorträgt. Dabei nimmt sie die musikalische Gestaltung eher zurückhaltend vor, zentrales Element bleibt stets der Text.

Es gelingt ihr, Goethes eindrucksstarke lyrische Poesie authentisch zu eigenem Leben zu erwecken und unmittelbar zugänglich zu machen. Man spürt direkt, auch per Konserve über die CD, dass hier starke Gefühle zum Ausdruck gebracht und angesprochen werden. Dieser Effekt war ganz im Sinn Goethes, gegenüber Johann Peter Eckermann forderte er Mut in Vortrag und Inszenierung – aber auch von einem aufmerksamen Publikum übrigens: „Ei, so habt doch endlich einmal die Courage, euch den Eindrücken hinzugeben, euch ergötzen zu lassen, euch rühren zu lassen, euch erheben zu lassen, ja euch belehren und zu etwas Großem entflammen und ermutigen zu lassen.“

Gerade an Hand von Gedichten wie „Gefunden“ wird deutlich, dass hinter den Versen tiefgreifende Erlebnisse und Lebensentscheidungen standen: „Ich ging im Walde / So für mich hin, / Und nichts zu suchen / Das war mein Sinn.“ – hier auf der CD wird es gesungen als Lied vorgetragen und gewinnt dadurch neue Reize, erhält eine weitere Dimension. Cora Chilcott gestaltet den Text als Sängerin und verleiht ihm Leichtigkeit gepaart mit emotionaler Regung.

Erschienen ist die CD bei LIGEIA Records, zu beziehen über die Webseite von Cora Chilcott zum Preis von 16,00 € und Porto. Die CD hat eine Laufzeit von 66 Minuten, weitere Informationen und Hörproben finden sich auf der Webseite:


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