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Dass Walther von Goethe, der älteste Enkel des Dichters, sehr musikalisch gewesen sei und dass sein Großvater dieses Talent nach Kräften gefördert habe, liest man in Sigrid Damms Roman „Goethes letzte Reise“. Auf dieser Reise, die ihn in den Tagen um seinen 82. Geburtstag 1831 ein letztes Mal in den Thüringer Wald führte, wurde Goethe von seinen Enkeln Walther und Wolfgang begleitet. Einige Jahre nach des Großvaters Tod nahm Walther zunächst bei Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, dann bei Carl Loewe in Stettin mit Erfolg Kompositionsunterricht; da er aber schwer an dem Namen ‚Goethe‘ trug – von einem ‚Goethe’ erwartete man natürlich Großes –, hatte er meist Hemmungen, seine Werke öffentlich aufzuführen. Seine Kompositionen, unter ihnen viele Liedvertonungen, werden heute in verschiedenen Archiven, vor allem im Goethe- und Schiller-Archiv Weimar, aufbewahrt, wo sie ihrer Entdeckung entgegenschlummerten.

„Interessant“, dachten wir von der Goethe-Gesellschaft Hochrhein e. V. und forschten im Internet nach Walther von Goethe. Dabei fanden wir u. a. eine Sendung des WDR über den „vergessenen Komponisten“. In dieser Sendung berichtet der Sänger Ulf Bästlein, wie er im Goethe- und Schiller-Archiv bisher unbekannte Kompositionen Walther von Goethes entdeckte; in der Sendung sind auch einige Lieder Walther von Goethes, gesungen von Ulf Bästlein, zu hören.

Das brachte uns auf die Idee, mit Ulf Bästlein Verbindung aufzunehmen. Wir schickten eine Mail an ihn mit der Frage, „ob er sich mit den Liedern des Walther von Goethe eine Tournee durch die Goethe-Gesellschaften in Süddeutschland vorstellen könne.“ Er war sofort dafür, zumal er u. a. in Freiburg Gesang sowie Altphilologie, Philosophie und Germanistik studiert hatte.

Daraufhin telefonierten wir in die Runde. Leider hatten die meisten Goethe-Gesellschaften ihren Terminkalender für dieses Jahr schon voll. Also blieben Waldshut am 8. Oktober und Unterseen bei Interlaken in der Schweiz am 10. Oktober für dieses Jahr übrig. Wir waren hier in Waldshut somit die ersten auf dieser Tournee. Und, wie man im Programmheft sehen konnte, wurde ein Lied sogar in Waldshut welturaufgeführt.

Zu uns kamen der Sänger Ulf Bästlein, Professor an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz, der Pianist Hedayet Jonas Djeddikar, der an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main unterrichtet, und Dr. Ariane Ludwig von der Klassik Stiftung Weimar.

Die drei gut eingespielten Protagonisten auf der Bühne gestalteten das Gesprächskonzert so interessant und abwechslungsreich, dass das Publikum äußerst begeistert war: Ulf Bästlein und Hedayet Djeddikar brachten ein weites Spektrum an Liedern unterschiedlichster Stimmung zu Gehör; auch zwei wunderbare Kompositionen ‚nur‘ für Klavier erklangen. Gemeinsam mit Ariane Ludwig berichtete Ulf Bästlein anhand vieler Originalzitate vom Leben Walther von Goethes. Die Kritiken waren ebenso erfreulich wie das Publikum begeistert. Die Aufführung war gut besucht, nachdem wir ordentlich die Werbetrommel gerührt hatten und mehrere Presseberichte in den Zeitungen erschienen waren. Gefördert wurde die Veranstaltung durch das Kulturamt unserer Stadt.

Wir können allen Goethe-Gesellschaften im Lande diese interessante Aufführung wärmstens empfehlen.