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Aktuelles, Veranstaltungen

Liedtage XVI an der Hochschule „Franz Liszt“


Im Februar gibt es die nächste Auflage der Liedtage der Hochschule für Musik „Franz Liszt“. Der Auftakt ist am 9. Februar, 19:30 Uhr, im Festsaal des Fürstenhauses mit „Liedern von Max Bruch“. Der Abend findet in Zusammenarbeit mit der Bruchgesellschaft Sondershausen statt und wird von Katrin Stöck und Christoph Meixner moderiert.
Wer an romantisches Lied denkt, denkt kaum in erster Linie an Max Bruch (1838–1920). Aber er war auch in diesem Genre aktiv und legte zwischen 1858 und 1920 insgesamt 61 Lieder und Gesänge vor zuzüglich einem Dutzend Bearbeitungen schottischer Volkslieder. Schlicht volksliedhaft, dramatisch balladesk, harmonisch komplex – so die Entwicklungskurve seines Liedschaffens, wie sie auch das an diesem Abend erklingende Programm abbilden möchte: Diese Kompilation ist nur möglich durch die Aktivität der Sondershausener Bruchgesellschaft, der editorischen Sorgfalt des Kölner Dohr-Verlags und der vorbildlichen Aufbereitung durch Guido Johannes Joerg, denen wir die seit Januar 2024 vorliegende Gesamtausgabe der Lieder von Max Bruch zu danken haben. Hier ist, musizierend wie hörend, so Originelles wie Schönes zu heben; der Name des Komponisten ist also notwendig den romantischen Liedmeistern zuzugesellen.

Weiter geht es am 11. Februar 2025 mit einem „Lecture Recital: Brahms – Daumer – Hafis“, moderiert von Karl-Peter Kammerlander. Die Veranstaltung findet in Raum 108 im Fürstenhaus statt und beginnt 19:30 Uhr.
Imaginär sitzt er ja sozusagen felsenfest (aus dem 14. Jahrhundert in die Gegenwart transferiert) immer in der Nähe der Hochschule: Muhammad Schams ad Din Hafis (ca. 1320 – ca. 1390). Zunächst ein strenger Glaubenslehrer, hochbetagt aber plötzlich lyrischer Künder der unbeschwerten Sinnesfreude, der Polemik gegen die Philister und des Weins als Weisheitsmittel. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lag seine Gedichtsammlung, der „Diwan“, auch dem deutschen Leser vor; Goethe war elektrisiert und reagierte mit seinem „West-östlichen Diwan“. Einige Jahrzehnte später legte der wenig bekannte Religionskritiker Georg Friedrich Daumer (1800–1875) ebenfalls Hafis-Übersetzungen vor, und daraus nun bediente sich Johannes Brahms (1833–1897) für einige seiner schönsten Liedkompositionen. – Dieses lecture-recital möchte Hintergründe offenlegen, vor allem aber die Tiefe dieser Lieder wirken lassen.

Am 12. Februar 2025 folgt mit „Als neuling trat ich ein in dein gehege“ das Abschlusskonzert des Liedkurses „Unbekannte Moderne“ mit Liedern von Arnold Schönberg, Grete von Zieritz, Rudi Stephan u. a., moderiert von Christoph Ritter. Los geht es 19:30 Uhr im Festsaal des Fürstenhauses.
Anlass und Sinn des Liedkurses „Unbekannte Moderne“ ist, das große, im Verborgenen schlummernde Lied-Repertorie der klassischen bzw. zeitgenössischen Moderne zu entdecken und zu Gehör zu bringen. Anfang des 20. Jahrhunderts studiert der amerikanische Komponist Charles Griffes (1884–1920) bei Engelbert Humperdinck in Berlin. Er begegnet dort auch Richard Strauss und Ferruccio Busoni. Unter diesem Eindruck entstehen seine, in ihrer Tonsprache dem Zeitgeist verhafteten Lieder auf deutsche Texte, die hierzulande weitgehend unbekannt sein dürften. In welch andere Richtung sich das Lied um 1909 zu entwickeln begann, lassen die Lieder auf Texte von Stefan George von Arnold Schönberg (1874–1951) und die frühen Lieder von Anton von Webern (1883–1945) erkennen. Wie auch diejenigen von Rudi Stephan (1887–1915), dessen wenige hinterlassenen Lieder immer noch und immer wieder stark berühren. Arthur Lourié (1892–1966) und Grete von Zieritz (1899–2001) wiederum haben sich 1915 bzw. 1917 mit japanischer Lyrik auseinandergesetzt.

Den Abschluss bildet das „LiedMosaik“ am 13. Februar 2025, 19:30 Uhr im Festsaal. Zu hören sind Lieder von Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt, Robert Schumann u. a., moderiert von Thomas Steinhöfel.
Jedes Duo, daß sich mit der künstlerischen Liedgestaltung beschäftigt, fußt in seiner nach „oben offenen“ Neugier-Skala letztlich immer wieder auf Standardwerken der Musikgeschichte. Aber was sagt dies schon über die hinsichtlich der fulminant-unterschiedlichen Stimmfarben und Stimmlagen sich verzweigenden Gestaltungsmöglichkeiten… – Robert Schumann (1810–1856) gehört mit seinem Oeuvre zu den größten Komponisten, dem es lebenslang ein Anliegen war, Sprache und Musik zu vereinen; sein Zyklus „Frauenliebe und -leben“ steht dafür als eines der innigsten Beispiele deutscher Liedkunst. Fast gleichzeitig wirkte Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847), der Erfinder des „Lied ohne Worte“, diesmal zu erleben als Schöpfer wunderbarer vokaler Vertonungen. Franz Liszt (1811–1886) fordert in seinem Liedschaffen Sängerinnen und Sängern, Pianistinnen und Pianisten wahrlich alles ab, oft bis an den Rand des Möglichen. Die drei „Petrarca-Sonette“ stehen sinnbildlich für seine Italien-Verehrung: in jeder Hinsicht exaltierte Stimmführung, eingebettet in komplexe pianistische Strukturen.

Titelfoto: Fürstenhaus; (c) Andreas Mössinger.


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