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Aktuelles, Vermischtes

Aparte Spiel-Idee

von Andreas Rumler

Auf der großartigen Tagung der Ortsvereinigungen im hübschen Ludwigsburg war ein zentrales Thema, was wir machen können, um auch jüngere Leute für Literatur und konkret Goethe zu gewinnen. Schüler einzuladen und auf das Abitur vorzubereiten, wird stets bei diesen Tagungen erörtert und die verschiedenen, meist eher überschaubaren Erfolge, die damit erzielt wurden.

Museumspädagogische Angebote bieten Frankfurt und Düsseldorf. In Schloss Jägerhof im Goethe-Museum ist es möglich, selbst aktiv einige der optischen Versuche nachzuvollziehen, die Goethe im Lauf seiner wissenschaftlichen Studien unternommen hat. Auch Lesungen sind kein neuer Einfall. Es kommt auf die Umstände an. Bitte nicht nur bierernst und trocken. Goethe etwas vorlesen zu dürfen: Das – wäre sicher reizvoll! Schiller wies schon auf die Bedeutung des Spiels für das Menschsein hin. Warum also nicht einmal mit Goethe als einem Partner spielen? 

So ist man in Düsseldorf auf eine dem Stand der Technik entsprechende Spiel-Offerte verfallen: Dort kann man sich, vor einer an das Gartenhaus erinnernden Szenerie mit Stehpult und Sitzbock fotografieren lassen mit einem besonderen Zuhörer: dem Herrn des Hauses selbst. Gemeint ist in diesem Fall nicht der Direktor Christof Wingertszahn, auf besonderen Wunsch ist er freilich auch bereit, sich ablichten zu lassen, sondern ein Goethe-Avatar. Ausgeführt haben diese aparte Idee IT-Spezialisten und programmierten die Figur des Klassikers auf eine Weise, dass er mit unterschiedlicher Mimik und Gestik auftreten kann, ganz nach Wunsch des Besuchers.

Andreas Rumler präsentiert dem Goethe-Avatar sein neues Buch „Erft-Land-Splitter“. Der scheint ganz angetan. Foto: Goethe-Museum Düsseldorf

Der darf auf einem großväterlich bequemen Lehnstuhl Platz nehmen und kann selbst auf einem Tablet als Spiel-Konsole verschiedene Positionen bestimmen, wie und in denen Goethe ihm seine Reverenz erweisen soll. Auch eine kniende Haltung des Dichterfürsten ist möglich, während der Gast Goethe mitgebrachte Texte vorträgt. Es geht bekanntlich auch anders, doch eben auch so. Schüler reagierten begeistert auf diese technische Spielerei, aber auch ältere Semester. Im handlichen Postkarten-Format lässt sich das Ergebnis getrost nach Hause tragen und in Farbe besitzen oder als Datei mailen. Sogar das freundliche Angebot von Brezeln und Wein ließen Gäste eines abendlichen Vortrags – vorübergehend jedenfalls – stehen, um sich, mit Goethe und von seinem Glanz besonnt, ablichten zu lassen. 

Die Datei trudelt dann mit einem Bild des Schlosses und nettem Begleitschreiben ein:

Euer Wohlgeboren,
sende mit vielem Dank das Bildnis. Bleiben Sie überzeugt, daß Ihr Besuch mich tief gerührt hat.
Empfehlen Sie mich bestens und bleiben Sie meiner eingedenk.
ergebenst
Goethe


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