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Goethe weltweit, Interview

Stipendiatinnen im Gespräch


Shorena Kukhaleishvili, Natia Tzoladze und Gauri Deshmukh

Beim Neujahrsempfang der Goethe-Gesellschaft im Stadtschloss Weimar: (v. l.) Natia Tcholadze, Prof. Dr. Stefan Matuschek, Shorena Kukhaleishvili und Gauri Deshmukh (Bildnachweis: Maik Schuck/TLZ)

Es gehört zu den guten Traditionen der Goethe-Gesellschaft, im Januar stets Stipendiatinnen aus der georgischen Universitätsstadt Kutaissi in Weimar begrüßen zu können. Shorena Kukhaleishvili und Natia Tzoladze waren in den ersten drei Monaten des Jahres unsere Gäste. Gauri Deshmukh, Studentin aus Pune in Nordindien, war ebenfalls als Stipendiatin zu uns gekommen. Zusammen mit Prof. Matuschek, unserem Präsidenten, sind alle drei anlässlich unseres Neujahrsempfangs am 23. Januar für die Presse fotografiert worden. Wie in unserer Reihe üblich, haben alle Stipendiatinnen jene Fragen beantwortet, die wir traditionell immer stellen.

Shorena Kukhaleishvili

Wie haben Sie selbst zur deutschen Kultur gefunden, welche Einflüsse haben eine besondere Rolle gespielt?

Als ich Schülerin war, habe ich Deutsch als Fremdsprache in der Schule gelernt. Außerdem habe ich von meiner Lehrerin landeskundliche und kulturelle Kenntnisse erhalten. Sie sagte mir, wenn ich Deutsch lernen würde, hätte ich eine Möglichkeit, in Deutschland zu studieren. Natürlich waren Deutschkenntnisse allein nicht ausreichend, aber in diesem Moment haben mir diese Wörter einen großen Schwung gegeben. Als ich meine Fachrichtung „Deutsche Sprache und Literatur“ an der Universität ausgewählt habe, wurde mein Interesse an deutscher Kultur noch größer. Die Vorlesungen waren mit Landeskunde und Geschichte Deutschlands verbunden. An unserer Universität gibt es DAAD Lektoren, die uns unterrichten. Ich habe von ihnen viel über deutsche Kultur erfahren.

Wie haben Sie das Thema für Ihre wissenschaftliche Arbeit gefunden?

Ich habe ,,Die Blechtrommel“ in der Universität gelesen. Seitdem hatte ich Interesse an diesem Buch. Bei uns hat man nicht viel über die „Blechtrommel“ geschrieben. Daher habe ich dieses Thema ausgewählt, damit Schriftsteller wie Günter Grass in Georgien bekannter werden. Ich mag die ,,Blechtrommel“ und es ist sehr interessant und vielfältig, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

Was wussten Sie von Weimar, bevor Sie die Stadt kennengelernt haben?

2017 studierte ich für ein Semester an der FSU Jena. In dieser Zeit war ich mehrmals in Weimar, wo ich das Goethe- und das Schillerhaus besucht habe. Von meinen Professoren wusste ich, dass Weimar eine kleine, schöne Stadt ist, wo Goethe, Schiller und andere bekannte Persönlichkeiten tätig waren.

Wie beurteilen Sie den Erfolg Ihrer Studien in Weimar, sind Wünsche offen geblieben?

Erstmal bedanke ich mich ganz herzlich bei der Goethe-Gesellschaft für dieses Stipendium. Es ist wirklich eine gute Möglichkeit für mich. Die Materialien, die ich hier gefunden habe, sind sehr relevant und nützlich für mich. In der Bibliothek ist eine sehr gute Atmosphäre, wo ich in Ruhe arbeiten kann. Meine Wünsche sind nicht offen geblieben.

Wie ist Ihr Eindruck von Deutschland allgemein, ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen, im guten wie im weniger guten Sinn?

Mein Bezug zu Deutschland hat vor einigen Jahren begonnen. Zum ersten Mal war ich 2016 in Deutschland. In meiner Vorstellung war Deutschland ein sehr ordentliches Land. Jetzt denke ich auch so. Die Deutschen sind hilfsbereit. Das habe ich selbst erfahren. Es ist für mich auffallend, dass Deutschland in verschiedenen Bereichen einen guten Service bietet. Die Mitarbeiter sind sehr freundlich und nett. Deutschland ist für mich eine zweite Heimat und ich fühle mich hier wohl.

Natia Tzoladze

Wie haben Sie selbst zur deutschen Kultur gefunden, welche Einflüsse haben eine besondere Rolle gespielt?

Die deutsche Kultur habe ich in der Schule entdeckt. Wir haben berühmte Gedichte ‚Goethes wie „Erlkönig“ und „Sah ein Knab …“ gelernt. Außerdem habe ich auch Heines Gedichte und Schillers Dramen gelesen. Dann habe ich deutsche Literatur und Philosophie in der Universität studiert. Nietzsches Philosophie hat mich sehr beeindruckt. Besonders gefiel mir, wie diese Philosophie in Thomas Manns Werke transponiert worden ist. Die philosophische Tiefe der deutschen Literatur und Kultur hat mich sehr beeinflusst und meinen literarischen Geschmack geprägt.

Wie haben Sie das Thema für Ihre wissenschaftliche Arbeit gefunden?

Der erste Roman von Thomas Mann, den ich gelesen habe, waren die „Buddenbrooks“. Ich habe entdeckt, dass Thomas Manns Werke die ganze deutsche Kultur enthalten. Besonders gefiel mir der „Zauberberg“. Dieser Roman ist ein Spiegel deutscher Geschichte und Kultur. Thomas Manns Welt ist sehr reich und tief.

Was wussten Sie von Weimar, bevor Sie die Stadt kennengelernt haben?

Ich habe in der Schule gelernt, dass in Weimar Goethe und Schiller lebten. Über ihre Freundschaft haben wir viel gelesen. Außerdem wusste ich auch, dass Weimar eine klassische Stadt ist und hier viele alte historische Gebäude existieren.

Wie beurteilen Sie den Erfolg Ihrer Studien in Weimar, sind Wünsche offen geblieben?

Die Goethe-Gesellschaft hat mir die Chance gegeben, nach Weimar zu fahren, und hier ermöglicht, für mein Thema die Materialien, die in meinem Land nicht erreichbar sind, zu sammeln. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken.

Wie ist Ihr Eindruck von Deutschland allgemein, ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen, im guten wie im weniger guten Sinn?

Deutschland war für mich immer ein Traumland. Die Menschen, denen ich hier begegne, sind sehr nett und freundlich. Meine Vorstellungen entsprechen den Erwartungen. Ich bin sehr begeistert.

Gauri Deshmukh

Wie haben Sie selbst zur deutschen Kultur gefunden, welche Einflüsse haben eine besondere Rolle gespielt?

Ich komme aus Pune in Indien, einer Stadt, in der die Feier „Hundert Jahre Deutschunterricht in Indien“ stattfand. In erster Linie fand ich durch die Sprache meinen Zugang zur deutschen Kultur. Es waren vor Allem die Sprachkurse am Goethe-Institut. daneben die Filmveranstaltungen am Goethe-Institut und an meiner Universität sowie die Einakter-Wettbewerbe in der deutschen Sprache, die mir einen Zugang zur deutschen Kultur ermöglichten. 

Wie haben Sie das Thema für Ihre wissenschaftliche Arbeit gefunden?

Im dritten Semester meines Masterstudiums habe ich den Kurs „Indienbild in der deutschsprachigen Literatur“ ausgewählt. Dabei habe ich die sich über die Jahrzehnte entwickelnde deutsche Perspektive über Indien behandelt. Als wir über Iqbal diskutierten, besonders im Zusammenhang mit Goethe, lockte mich die weltweite Wirkung von Goethe und die Rückwirkung in Form des „Divans“ von Iqbal an. Deshalb habe ich mich entschieden, in dieser Richtung für meine Masterarbeit weiter zu forschen.

Was wussten Sie von Weimar, bevor Sie die Stadt kennengelernt haben?

Bevor ich Weimar kennenlernte, war mir die Stadt als Stadt der Weimarer Klassik bekannt, die Stadt von Goethe und Schiller. Als ich hier war, konnte ich diesen Aspekt erleben. Die Klassik ist in allen Ecken von Weimar zu finden. Allerdings ist es nicht nur die klassische Literatur, der ich begegnete, sondern auch die Moderne in Form des Bauhaus-Museums, die schöne Natur und die ruhig fließende Ilm. 

Wie beurteilen Sie den Erfolg Ihrer Studien in Weimar, sind Wünsche offen geblieben?

Dank der Goethe-Gesellschaft und ihrer Bereitschaft, mich allseitig zu unterstützen, bin ich mit meiner Arbeit rasch vorangekommen. Ich bin der Meinung, dass ich den schwierigsten Teil meiner Masterarbeit hinter mir hätte, bevor ich zurück nach Indien fliegen werde. 

Wie ist Ihr Eindruck von Deutschland allgemein, ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen, im guten wie im weniger guten Sinn?

Im Allgemeinen hat Deutschland einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht. Wegen der guten Zugverbindungen und hilfsbereiten Personen habe ich mich im Land immer zurechtgefunden. Was die deutsche akademische Welt betrifft, habe ich sehr positive Erfahrungen zu erzählen. Obwohl meine Masterarbeit keinen großen Beitrag zur Forschung leisten kann, standen mir alle akademischen Ausstattungen und die Betreuung für meine Arbeit offen.

Dieser Artikel erschien zuerst im Newsletter der Goethe-Gesellschaft, Ausgabe 1/2020.


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